Sansui AU-777, Sansui TU-777

Bevor ich irgendwas anderes schreibe, erst mal dieses Geräusch:

Klack 1

Und noch mal.

Klack 2

Das ist ein Schalter des Sansui AU-777.

Sansui 777.6

Sansui 777.34

Was für ein Geräusch. Vor einer Woche habe ich das Gerät abgeholt, und ich kann nicht aufhören, diesen Schalter zu betätigen. Klack! Als Bewohner unserer schönen digitalen Welt des 21. Jahrhunderts mit ihren virtuellen iPhone-Tasten, die leicht und virtuell klicken, wenn man sie berührt, einfach nur, um zu signalisieren, dass es überhaupt einen Kontakt gab, ist dieser satte Klack eine Wohltat. Hier wird nichts simuliert. Dieser Schalter schaltet wirklich etwas um, mit der ganzen Macht seiner sorgfältig konstruierten Mechanik.

Die Beziehung zwischen Industrie-Produkten und ihren Geräuschen ist ja etwas interessantes und eigenartiges. Ich habe mal gelesen, dass Raab-Kärcher Sound-Ingenieure beschäftigt, die dafür sorgen, dass die Staubsauger kraftvoll genug klingen, dass man nicht nur sieht, dass man alles weggesaugt hat, sondern sich durch die akustische Anmutung darin bestätigt sieht. Laut und kräftig, aber auch konstant, genau und sorgsam. Große Kunst! Das gleiche gibt es bestimmt bei Daimler-Benz. Bei dem Geräusch von gediegenem Wohlstand, Sicherheit und Souveränität, mit dem eine S-Klassen-Türe schließt, wird sicher nichts dem Zufall überlassen.

All diese Geräusche der Industrie-Produkte sind selbstverständlicher Teil des Designkonzepts. Das ist wunderbar, deshalb können wir mit diesen Geräten leichter umgehen, die Geräusche korrespondieren mit unseren Gefühlen, Erwartungen, Wünschen. Und doch enttäuscht es ein bisschen, vielleicht ist es einfach nur der Umstand, dass man ungerne so einfach auszurechnen ist. Bei Sansui Ende der Sechziger, da bin ich mir wiederum auch ziemlich sicher, hat man sich um Klang einige Gedanken gemacht. Den Schalter jedoch nur eingebaut, weil es eben der beste Schalter war. So klingt er, das macht mich ziemlich glücklich.

Zum Sansui AU-777 gehört noch ein Tuner, der TU-777.

Sansui 777.16

Zusammen sehen sie so aus:

Sansui 777.39

Sansui 777.29

Irre schöne Geräte.

Der Sansui AU-777 war der erste Transistorverstärker von Sansui, so steht es wenigstens hier. Er wurde ab 1967 gebaut, vor fast 50 Jahren also. Es gab noch andere Geräte in dieser Reihe: AU-222, -333, -555, -666, -888 und -999. Sie sehen alle toll aus, besonders der AU-222, der die Breite des Tuners TU-777 hat, also ziemlich schmal ist.

Sansui 777.23

Sansui 777.21

Dass der AU-777 bei mir gelandet ist, war ein Zufall, ich habe ihn bei Ebay gefunden, das war noch ziemlich am Anfang meiner Hifi-Obsession. Er war als defekt angeboten, deshalb kostete er nicht viel. So kam er dann auch an, er fiepte und brizzelte. Das war’s. War dann doch nicht ganz so schlimm, wie sich bei der Reparatur herausstellte. Den TU-777 habe ich aus den USA, das war ein „Sofort-Kaufen“ Angebot, er stand schon eine Weile dort, niemand wollte ihn haben, dann langte es dem Besitzer, und er halbierte den Preis. Rechtzeitig gesehen, Glück gehabt. Denn das Gerät war fast neu, an den Kanten des Gehäuses klebten sogar noch die Schutzfolien. Und er hatte ein Woodcase. Außerdem kam er im Original-Karton. Was soll ich sagen: Sehen beide super aus.

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Alle Buchstaben sind graviert, nicht bloß aufgedruckt.

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Im Sommer brachte ich die Geräte zum Reparieren, Überprüfen und neu Einstellen zu Good-Old-Hifi: und als ich sie mir mit Armin Kahn anschaute und sagte, ich möchte auch ein Woodcase für den AU-777 haben, sagte er: Lass den Tuner auch neu furnieren, dann kann man die nebeneinander stellen und es sieht aus, als wären sie neu. Und so sind sie nun.

Sansui 777.9

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Wie gesagt, das eine Tuner-Woodcase ist original (bis auf das Furnier), das andere nachgebaut. Weil nur ein Set Schrauben da war, verteilen sie sich jetzt auf die Böden der beiden Geräte.

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Am allerbesten natürlich: das Space-Age-Design dieses Tuners.

Sansui 777.13

Ich könnte ja eine ganze Sammlung von Tunern zusammenstellen, die alle Möglichkeiten abdeckt, die Skala zu präsentieren – da könnte was zusammenkommen. Es gibt die normale Skala, wo man den Zeiger mit einem Drehknopf horizontal bewegt. Es gibt diese hier, wo man sie kreisförmig bewegt. Es gibt aber auch den tollen Denon TU-500, bei dem man die Skala dreht, die als Kreis im Tuner steckt.

So sieht sie im Dunkeln aus.

Sansui 777.1

Technische Daten: hier und hier.

7 Gedanken zu “Sansui AU-777, Sansui TU-777

  1. Moin Moin
    ja Supergeräte -eine qualität für die mann heute ein vielfaches ausgeben kann
    hab vorhin grad einen AU-777D bei meinem bevorzugten Japanischen Standartauktionshaus für 115€ abgegriffen -wird per seefracht geliefert doppelt verpackt –dauert halt etwas länger- macht aber nix hab schon einen zuhause –wenn mir mal der 777 Tuner über den Weg läuft schlag ich auch zu.
    ich benutze den Amp als Vorverstärker für einen Classe DR5 —> AU-X1oder MC-30 oder Pioneer M-25 — das signal wird an die JBL 4312E
    prima Sound
    cheers aus Hamburg

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    1. Hallo,
      das klingt interessant. Ich habe noch nie in Japan bestellt, da ich die Schriftzeichen nicht lesen kann, habe ich immer das Gefühl im Nebel zu stochern, wenn ich mal auf japanischen Seiten bin. Ist der Versand nicht sehr teuer?
      Gruß,
      T. Rapp

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  2. Moin Moin
    gut zum ersteigern in Japan ist auch bei
    http://www.buyee.jp oben rechts klicken da ist dann alles in english
    jede Menge Audio Material bei Buyee und per Seefracht (ca.8-10 Wochen) sind die Transportkosten einigermassen erträglich dazu kommt dann natürlich noch der Zoll 19% Mwst. + 4% Einfuhrsteuer auf den Kaufpreis+Frachtkosten
    Einfach einen Account anlegen und per paypal oder Creditkarte bezahlen
    Funktioniert alles reibungslos sofern Protective packeging benutzt wird – Doppelte Kartonage +Füllmaterial
    kostet paar € xtra lohnt aber mit Sicherheit damit das Teil unversehrt ankommt.
    Funktioniert alles nur solange das 30kg Limit eingehalten wird
    Guts Nächtle
    Walter

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