Setton RS-660

Die Hifi-Welt ist eine Männerwelt. Das ist so. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, alle Synonyme zu sammeln, mit denen in HiFi-Foren die Freundinnen und Ehefrauen der Mitschreibenden bezeichnet werden – und irgendwann wieder aufgehört. Es war zwar interessant, aber deprimierend. Frauchen, schlimm. Als wäre man ein Hund, der auf Frauchen hören muss. Finanzministerin, auch schlimm, als säße da jemand auf den Steuereinnahmen und rücke sie nicht raus. Interessant natürlich auch, dass die Beschäftigung mit alten HiFi-Geräten offensichtlich für manche Männer auch Zeugnis eigener Ohnmacht ist. Nun ja. Man ist in den anderen Beziehungen nicht drin. Ein Glück. Und es gibt ja viele gute Gründe dafür, dass es bestimmte Bereiche des Lebens geben muss, die man für sich hat, die nicht Teil der Beziehung sind, sondern gewissermaßen extraterritorial, Rückzugsorte. Vintage-Hifi ist für viele Leute so eins, wie der Werkzeugraum – oft gehören sie ja auch zusammen, für mich allerdings nicht, ich bin technisch unbegabt, ich finde einfach nur die alten Geräte schön, und meine Frau kann damit leben.

Interessanterweise ist der Setton RS-660 der einzige Receiver, den ich besitze, über den sie, glaubwürdig und ohne mir was nettes sagen zu wollen, einfach so im Vorübergehen bemerkte: „Der sieht aber gut aus.“ Tut er wirklich.

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Was kein großes Wunder ist. Die Firma Setton hat nämlich eine interessante Geschichte. Sie kommt aus Frankreich, wo Jacky Setton in den Siebzigern der Importeur für Pionier war. Er wollte aber eine eigene Marke herausbringen und engagierte dafür Alain Carre, einen der Designer des Modehauses Pierre Cardin. Deshalb sehen die Geräte so gut aus. Was drin ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Manche sagen (was naheliegt) die Technik stamme von Pioneer. Andere sagen, es sei ganz anders. Mir kommt die Variante, es eine Firma namens Kyocera gewesen und mein RS-660 sei baugleich mit dem Cybernet CR-200 am schlüssigsten vor. Aber ich habe viel zu wenig Ahnung von Technik, als dass ich eine Innerei des einen Herstellers von der des anderen unterscheiden könnte.

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Die Front ist aus dickem Aluminum, die Knöpfe ebenfalls, das fühlt sich alles sehr, sehr gut an. Meinen erste Setton war der kleine Bruder dieses Geräts, der RS-440, auch ein schöner Receiver. Ich habe ihn in Frankreich gekauft, und nach einer Weile meldete sich der Verkäufer und fragte, ob ich Interesse am RS-660 hätte. In Deutschland ist der selten und teuer. Bei leboncoin.fr geht es. So ganz rund lief er nicht, bei Good-Old-Hifi wurde er überarbeitet und bekam ein neues Furnier – erstaunlicherweise hatte die Geräte ursprünglich nur eine Fake-Holz-Folie, was doch sehr eigenartig ist, bei dem Aufwand, der sonst getrieben wurde. Der RS-660 hat wirklich Kraft, ich muss selten lauter als 9 Uhr machen. Es ist ja auch einer der so genannten Monsterreceiver.

Das sind die Anzeigen der Sicherheitsschaltungen.

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Und das sind Schalter, die ich nie benutze, die sich aber ebenfalls sehr solide anfühlen.

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Setton hat dieses schöne Logo:

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Im Grunde müsste man das Gerät immer mit dieser Einstellung laufen lassen.

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Es lässt sich nur ein Plattenspieler anschließen, das stört ein wenig – auch wieder vor dem Hintergrund, was für ein Aufwand getrieben wurde, da hätte ein Plattenspieler mehr auch keinen großen Unterschied mehr gemacht. Ist aber auch egal. Dafür hat er so einen Volume-Regler:

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Auch Hammer: das Gerät im Dunkeln.

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Auch wenn er auf einigen Hifi-Seiten manchmal so aussieht: das ist Fototrickserei. Dieses schöne Licht hat er in Wirklichkeit nicht:

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Ist eins meiner liebsten Geräte.

Technische Daten hier.

5 Gedanken zu “Setton RS-660

  1. Der RS-660 – welch ein Beau!
    Danke Tobias für die interessante Geschichte zu Setton und die Topp-Fotos zu dem raren Receiver. Leider sind die Setton Receiver und Amps kaum zu bekommen und selten zu sehen.
    So ist die Vorstellung besonders wertvoll.
    Gruß Rainer

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