Rotel RA-913, RT-925

Dass die Firma Rotel einen Platz in meinem Herzen hat, beruht auf einem Missverständnis. Auf einem Rotel-Gerät sah ich auf der Rückseite nämlich den Namen „Roland“ stehen. Alles, was mit Musik und Elektronik zu tun hat, aus Japan kommt und Roland heißt, hat meine Sympathie. Ohne die berühmten Synthesizer und Drummachines TB 303, TR 808 und TR 909 der japanischen Firma Roland: kein Hiphop, kein House und kein Techno! Und die Geschichte von Rotel beginnt 1961, als  Tomoki  Tachikawa in Tokio die Firma Roland gründet, als Unternehmen zur Herstellung von Netzteilen, Radios und Fernsehern, er hatte vorher einen Vertrieb für solche Dinge geleitet. Allerdings sind es schlicht zwei Firmen des gleichen Namens – und unterschiedlicher Herkunftsorte, die Musikinstrumenten kommen aus Hamamatsu und nicht aus Tokio. Und der Hifi-Hersteller muss sich 1973 in Rotel umbenennen, ob es einen Markenrechtsstreit mit dem Musikinstrumente-Hersteller gab, konnte ich nicht herausfinden.

Rotel gibt es bis heute. In den Hifi-Abteilungen der großen Elektronikmärkte stehen eine Menge Rotel-Geräte herum. In Vintage-Hifi-Kreisen interessiert man sich für Rotel vor allem wegen des RX-1603, einer der größten Monster-Receiver von 1975. Ich hab mal einen gesehen und muss sagen: So ein Trumm kommt mir nicht ins Haus. Zwei andere Geräte habe ich dagegen hier stehen und sie gefallen mir ausnehmend gut. Sie sind auch aus den mittleren Siebzigern: der Verstärker RA-913 und der dazugehörige Tuner RT-925.

Was bei den Rotel-Geräten der mittleren Siebziger auffällt, ist die eigenwillige Gestaltung. Ob Tuner oder Receiver: immer gibt es diese Empfangsskala, unter die die Anzeigen zur Trennschärfe gelegt sind – und diese eigentümliche Öffnung der Alufront nach unten. Niemand hat damals ähnliches gemacht, man erkennt es sofort wieder.

Mir gefällt das ziemlich gut. Auch das Gelb, mit dem Rotel seine Skalen hinterlegt hat, finde ich sehr gelungen.

Auch im Dunkeln schön.

Das Radio hat einen eigenen Kopfhörer-Ausgang und einen Output-Regler, was meinen Bedürfnissen entgegenkommt. Mich nervt es, wenn man von einer Quelle zur anderen umschaltet und die Lautstärke verändert sich.

Mein Exemplar ist leider schon etwas verkratzt.

Dafür war er billig.

Eigentlich wollte ich aber eh nur den Verstärker.

Als erstes fällt der Volume-Knopf auf. Vom Drehgefühl her einer der angenehmsten Knöpfe, die ich kenne. Er ist gerastert und läuft wie geschnurrt. Sehr gut.

Ja. Ist ein bisschen dreckig. Ich habe das Gerät von einem älteren Herrn in Steglitz gekauft. Übergabe auf einem U-Bahnhof. Es kostete nicht viel, lief aber auch nicht lange. Dann habe ich den Verstärker dann durchschauen und reparieren lassen, ohne große Hoffnungen, eigentlich nur aus Neugier: Zu meiner Überraschung klingt er wirklich super. Sehr kraftvoll, guter Bass. Vielleicht sollte ich die Front abschrauben und saubermachen.

Ich liebe ja Verstärker mit analogen Anzeigen des Output-Levels. Zu schön.

Und auch die schlanken Buchstaben des Rotel-Schriftzugs sehen noch immer sehr modern aus.

Das Einzige, was sich mir nicht erschließt, sind die Rackgriffe. Schon grundsätzlich, die Idee, dass jemand seine Hifi-Anlage in ein Rack steckt, kommt mir sowieso ziemlich befremdlich vor, auch wenn ich den Gedanke dahinter verstehe: die Firma möchte das Gefühl vermitteln, dass man es bei ihren Produkten mit Geräten zu tun hat, die auch im Studio stehen könnten. Aber dann sollte man es vernünftig machen, und Rackgriffe anbringen, an denen man ein schweres Ding wie so einen Rotel-Verstärker wirklich hochziehen kann. Die Griffe am RA-913 sind aber nicht nur ergonomisch vermurkst, so dass man gar nichts mit ihnen heben mag. Sie sind auch aus Plastik – anders als der Rest der Front, die aus dickem Aluminium ist. Bei diesen Griffen hat man Angst, dass das Gerät gleich herunterkracht. Gerade bei einem Verstärker, der von seiner ganzen Gestaltung her so auf Kraft setzt, wie der RA-913, mit seiner bulligen Hervorhebung der Levelmeter, der ganzen Hier-Wird-An-Nichts-Gespart-Solidität der Frontplatte. Das geht nicht richtig auf.

Trotzdem: eine schöne Kombination.

Die technischen Daten des RA-913 hier. Und die des RT-925 hier.

5 Gedanken zu “Rotel RA-913, RT-925

  1. Fantastische Rotel Kombi!
    Danke für die interessante bebilderte Rotel Historie.
    Vor 2 Jahren habe ich den Vollverstärker RA-1312 in meinem Wohnort abgreifen können. Eine machtvolle Maschine der Heavy Metal Art. Meinen Rotel gebe ich nicht wieder her.
    Gruß Rainer

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  2. Habe den Verstärker ra 913 vor ein paar Jahren günstig erworben und ihn erst einmal weggelegt,
    ..als mein Yamaha Verstärker den Geist aufgab,dachte ich mir Klemm den rotel Mal an,und ärgerte mich das ich ihn nicht direkt angeschlossen habe . Grandioser klang mit meinen alten Transpuls Magnat Lautsprechern .
    Für heutige Verhältnisse muss man sicherlich tief in die Tasche greifen um Vergleichbarres in Qualität und klang zu bekommen. Gehört noch lange nicht zum Alteisen 😁

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  3. Deines Beitrages wegen steht genau diese Kombination nun auch bei mir zu Hause und ich bin etwas ärmer geworden. Danke dafür, gut hinbekommen 😉 Ich muss bei dem RT-925 anmerken: Der Radioempfang ist wirklich verdammt gut. Hier in Rostock gibt es einen wunderbaren kleinen freien Radiosender namens LOHRO der aber als Lokalsender mit nicht einmal 100W in der Stadt leider schwierig zu bekommen ist. Das Gerät macht es. Ohne Anstand, klar und stabil. Ich habe das Gerät zur Reinigung geöffnet, ein Traum für jeden Radiotechniker. Das macht Spaß 🙂

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